Wie Schmerzpatienten voneinander lernen
Mit dauerhaften Schmerzen positiv umgehen, ist eine tägliche Herausforderung. Der erste Patientengipfel in Marburg ermutigt Betroffene, einen Blick auf ihre gesunde Seite zu wagen. Glücksmomente statt Schmerzen stehen beim Treffen von rund 70 Schmerzpatienten im Mittelpunkt. Von Ursula Schmidt
Fotos: World Café Europe
Oft verändern dauerhafte Schmerzen das ganze Leben. Betroffene sind infolge von chronischen Schmerzen meist weniger aktiv, fühlen sich unverstanden, Beziehungen zur Familie und Freunden leiden und der Beruf kann häufig nicht mehr ausgeübt werden. „Viele verlieren auch das Vertrauen, selbst Fähigkeiten zu besitzen, um mit Schmerzen umzugehen“, erklärt die Ärztin und Gesundheitswissenschaftlerin, Dr. Sabine Hofmann.
Experten im Umgang mit Schmerz
Genau hier setzt der Patientengipfel an, den das Gesundheitskolleg im Oktober 2016 initiierte. „Wir zeigen den Betroffenen Wege, das Beste aus ihrer Situation zu machen“, betont Dr. Sabine Hofmann, die Vorsitzende des Vereins. Schmerzpatienten verfügen über einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Schmerzen. Diesen will der Patientengipfel heben und für die Betroffenen nutzbar machen. „Wir wollen bei Schmerzpatienten das Bewusstsein wecken, dass sie selbst viel Positives in ihrem alltäglichen Leben bewirken können“, erklärt Dr. Hofmann. In erster Linie bringt das Gesundheitskolleg die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch. Und öffnet den Blick auf die gesunde Seite in ihnen.
Was sind für Sie Glücksmomente, in denen Sie das Leben wirklich genießen?
Deshalb stehen an diesem Tag persönliche Glücksmomente und nicht Schmerzen im Mittelpunkt. Mehrere Fragestellungen führen die Teilnehmenden vom in sich Hineinspüren hin zu Ideen, wie man Glücksmomente aktiv in seinem Alltag fördern kann. Dieser Erfahrungs- und Wissensaustausch findet im sogenannten World Café statt. Eine Veranstaltungsform, die Menschen die Möglichkeit bietet, in angenehmer Atmosphäre ins Gespräch zu kommen. Die rund 70 Teilnehmenden teilen sich auf Vierertische auf. Immer wenn der Gong ertönt, wechseln sie die Tische, so dass neue Gesprächsrunden entstehen. In weniger als zwei Stunden tragen die Teilnehmenden so rund vier Meter Erfahrungswissen (siehe unten) zusammen: Dankbar sein gegenüber gelungenen Dingen, in die Natur gehen, Glücksmomente abspeichern und bei Bedarf abrufen, sind nur einige der Ergebnisse.
Auffallend und für alle spürbar ist die positive Stimmung, die am Ende den Raum erfüllt. Ein schönes Gefühl, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitnehmen können.
Foto: World Café Europe
Auch Wissen fördert die Gesundheit
Den Nachmittag des Patientengipfels gestaltet ein Programm aus kurzen Vorträgen. Das Wissen zur eigenen Erkrankung bringt Sicherheit im Umgang mit Krankheiten und steigert die Gesundheitskompetenz. Die Schmerztherapeuten, Dr. Winfried Hofmann und Dr. Frank Dittmar, der multimodalen Schmerztherapie des Diakonie-Krankenhaus Marburg-Wehrda, informieren zur Schmerztherapie und stellen eine Patienten-App vor. Diese soll die Patientinnen und Patienten der stationären Therapie auch nach dem Krankenhausaufenthalt begleiten und miteinander vernetzen. Danach wird es bewegungsreich. Martin Hauck-Trampe, Osteopath und Physiotherapeut, zeigt praktische Bewegungstipps für den Alltag zum Mitmachen. Erstaunliches bringt der Allgemeinmediziner und Donaldist, Dr. Gangolf Seitz, zutage. Er untersucht Gesundheit und den Umgang mit Schmerz in Entenhausen. Auch bei Donald Duck war es schon so, dass das Schmerzempfinden mit seiner Stimmung zusammenhing. In glücklichen Momenten liegt die Aufmerksamkeit nicht beim Schmerz.